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NDR-Manipulationen: Betrug am Zuschauer muss Konsequenzen haben!

Freiheit, Demokratie und Transparenz

Zwei Wochen, nachdem ich dem NDR-Intendanten Lutz Marmor kritische Fragen zu möglichen Umfrage-Manipulationen beim NDR gestellt hatte, hat der NDR heute die Ergebnisse seiner Untersuchung veröffentlicht. Danach hat der NDR Zuschauerumfragen seit 2011 in mindestens neun Fällen manipuliert, ohne dies offenzulegen.
Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk bewusst manipulierte Umfrageergebnisse zu präsentieren, ist ein unglaublicher Betrug am Zuschauer, der Konsequenzen haben muss. Die hohe Zahl der Fälle über Jahre hinweg zeigt, dass die Manipulation System hatte. Dies muss das Vertrauen der Bürger und Beitragszahler in die Integrität des NDR erschüttern.
Es freut mich, dass der NDR meiner Anfrage umfassend nachgegangen ist und vorläufige Leitlinien zum Umgang mit Online-Votings entwickelt hat, die in die richtige Richtung weisen. Bei jeglicher künftig ausnahmsweise genehmigten Veränderung von Umfrageergebnissen muss immer auch das Originalergebnis veröffentlicht werden, darauf bestehe ich.
Die falsche Entscheidung ist allerdings die Ankündigung des Intendanten, Zuschauerumfragen nun insgesamt einschränken zu wollen. Wir brauchen umgekehrt eine viel aktivere Beteiligung der Zuschauer an der Programmgestaltung, beispielsweise durch Abstimmungen über einzelne Formate. In diesem Sinne fordern wir Piraten, dass der Rundfunkrat um gewählte Zuschauervertreter ergänzt oder ein eigenständiger gewählter Publikumsrat eingerichtet wird. Wir haben im Landtag bereits konkrete Vorschläge vorgelegt, um den NDR transparenter, partizipativer und bürgerfreundlicher aufzustellen. Daran muss nun mit Hochdruck gearbeitet werden, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.
Die Antwort des NDR-Intendanten vom heutigen Tage im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Dr. Breyer,
vielen Dank für Ihre E-Mail vom 22.07.2014. Anlässlich der Vorgänge rund um die ZDF-Sendung “Deutschlands Beste!” haben Sie uns Fragen zur Entstehungsweise und den Datenquellen sogenannter Ranking-Sendungen gestellt, die wir als NDR seit 2013 ausgestrahlt haben.
Das Ergebnis der von mir bereits vor Ihrer Anfrage veranlassten Prüfung für den Zeitraum 2011 bis 2014 (Stand 07.08.2014) durch die Programmdirektionen Fernsehen und Hörfunk sowie die Landesfunkhäuser des NDR ist als Anlage beigefügt. Wir haben unsere Gremien über die gesammelten Erkenntnisse informiert und das Thema öffentlich gemacht.
Im NDR gibt es keine Listings, die repräsentativ ermittelt werden oder dies vorgeben. Die Prüfung hat aber ergeben, dass es im Fernsehunterhaltungsprogramm des NDR bei einigen Rankings zu Abweichungen zum Online-Voting gekommen ist, ebenso im Hörfunk. Ich halte die festgestellten Fälle für nicht hinnehmbar, vor allem auch weil sie nicht transparent gemacht wurden, selbst wenn sie im Einzelfall in ihrer Tragweite überschaubar erscheinen mögen.
Wir werden zukünftig alles dafür tun, selbst geringfügige Abweichungen zu vermeiden und offen darzulegen, wenn sie im Ausnahmefall redaktionell geboten sind. Deshalb haben wir vorläufige Leitlinien zum Umgang mit Online-Votings entwickelt, die wir noch mit unseren Gremien beraten werden und die Sie beigefügt zu Ihrer Kenntnis finden. Schließlich sollen Online-Votings im NDR künftig restriktiver eingesetzt werden.
Sehr geehrter Herr Dr. Breyer, ich hoffe, dass mit dieser umfassenden Auflistung Ihre Fragen beantwortet sind.
Mit freundlichen Grüßen
Lutz Marmor
Intendant des Norddeutschen Rundfunks

Vorläufige Regeln für den redaktionellen Umgang mit Listing-Formaten im NDR

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