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Videoüberwachung in Zügen der Deutschen Bahn in Schleswig-Holstein [ergänzt]

Wirtschaft und Verkehr

Folgende Antwort erhielten wir von der DB Regio AG auf die Frage nach Videoüberwachung in den Zügen der
Deutschen Bahn zwischen Kiel und Lübeck:

In Schleswig-Holstein wird Videoüberwachungstechnik bei der Regionalbahn Schleswig-Holstein bislang in den 16 Fahrzeugen der Baureihe 648.4 eingesetzt. Hierfür sind die Vorgaben des Verkehrsvertrages (Netz Nord) mit dem Aufgabenträger (LVS, Land S-H) maßgeblich. Die Durchführung der Videoaufzeichnung liegt im Verantwortungsbereich der DB Regio AG.
In den Fahrzeugen findet bei rund 70% des Sitzplatzbereiches eine Permanentaufzeichnung von Videobildern
statt. Die Speicherung erfolgt auf einem 72h-Ringspeicher, nach 72h werden die Daten automatisch
überschrieben, soweit der Datenträger nicht im Ereignisfall entnommen wird. Eine Auswertung der Daten
erfolgt nur im dokumentierten Ereignisfall auf Veranlassung der Ermittlungsbehörden, z. B. Bundespolizei.
Der gesamte Prozess, beginnend mit der Aufzeichnung über Entnahme der Festplatten bis hin zur Auswertung und Weitergabe an die Ermittlungsbehörden ist dokumentiert und kann nachgehalten werden. Sowohl die Entnahme der Festplatten als auch die Auswertung der Videodaten ist nur einem fest bestimmten Personenkreis gestattet. Diese Personen sind allesamt auf das Datengeheimnis verpflichtet.
Eine Echtzeitüberwachung (z.B. mittels Live-Aufschaltung auf einen Bildschirm) findet nicht statt.

Ergänzung vom 02.05.2014:
In ihrem Sicherheitsbericht 2013 liefert die Bahn bundesweite Zahlen. Derzeit seien 4800 Kameras an 640 Bahnhöfen deutschlandweit angebracht, weitere 18 000 in Regional- und S-Bahnzügen. Tendenz steigend. Insgesamt würden 80 Prozent der Fahrgastströme videoüberwacht! Sicherheitschef Neubeck räumt ein, keine Kamera könne einem gewaltbereiten Täter seine Aggression nehmen, die Videoüberwachung sei jedoch “wesentlich für die Strafverfolgung”. Einen Beleg für diese Behauptung gibt es nicht. Eher passt Neubecks Aussage, man wolle, dass sich Fahrgäste sicher fühlten. Übrigens: Die Entwicklung der Körperverletzungen an Bahnhöfen und in Zügen verläuft “nahezu gleichbleibend und mit 40 Taten bei 7,4 Millionen Reisenden am Tag auf einem niedrigen Niveau”. Die Zahl der körperlichen Übergriffe in Berlin pro Einwohner liege sechs Mal höher als im gesamten Gebiet der Deutschen Bahn pro Fahrgast, so Neubeck.
Übrigens: 92% der Fahrgäste fühlen sich im ÖPNV sicher. 78% sagen aber auch, Videoüberwachung in Zügen sei wichtig für ihr Sicherheitsgefühl (tatsächlich erfolgt dort keine Überwachung, sondern bloß eine Aufzeichnung).

Kommentare

2 Kommentare
  • Bahnfahrer

    Diese Aussage “78% sagen aber auch, Videoüberwachung in Zügen sei wichtig für ihr Sicherheitsgefühl” ist schlicht gelogen. Viele fühlen sich überwacht und nicht sicherer.

  • Winston Smith

    Hehe, von wegen, “bloß eine Aufzeichnung”. Die Vorratsdatenspeicherung im täglichen Leben, an die wir gewöhnt werden sollen, ist meinem subjektiven Sicherheitsgefühl sogar noch abträglicher als eine bloße Live-Überwachung!

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