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Breyers Netzwelt: Ungebetene Gäste – Wie unser Leben zu Hause immer gläserner wird | shz.de [extern]

Freiheit, Demokratie und Transparenz Presseberichte

Waren wir vor Jahren noch erstaunt, dass sich Menschen in einem TV-Container rund um die Uhr beobachten ließen, scheint es uns heute nicht mehr groß zu stören, dass unser Leben zu Hause selbst immer gläserner wird.Im Kinderzimmer sind Spionagegadgets bereits angekommen. Haben wir früher noch mit der Barbiepuppe persönliche Probleme besprochen oder mit dem Drachen eine Geheimsprache ausgeklügelt, kann heute programmiertes Spielzeug unsere Gespräche aufzeichnen, um gleich passende Antworten zu generieren. Den Zugang für ängstliche Eltern gibt es gleich inklusive.Sie können mit speziellen Apps ihre Kinder digital überwachen, ihren Standort bestimmen und soziale Netzwerke durchstöbern. Und warum? Weil elterliche Kontrolle ihnen wichtiger erscheint als die kindliche Illusion und Selbstfindung. Es gibt ja schon einen Fachbegriff dafür: Helikoptereltern.Doch mehr als ein Gefühl der Sicherheit schaffen solche Apps einen fruchtbaren Boden für Angst und verstärken damit bei Kindern das Gefühl, dass sie in einer gefährlichen Welt leben.Die wachsamen und überwachenden Helikopter kreisen längst schon über die Eltern selber. Überwachungsdrohnen sind ein beliebtes Spielgerät geworden. Smart TVs und Angebote wie Telekom-EntertainTV speichern unsere Programmwahl und geben so Einblicke in unsere Interessen und Vorlieben, Einstellungen und Probleme. Der gesetzlich verordnete Zwangseinbau sogenannter intelligenter Stromzähler misst unser Verhalten zu Hause permanent. Die Verbrauchskurve verrät, ob wir zu Hause, außer Haus oder im Urlaub sind, welche Geräte wann in Betrieb waren, wie viele Personen zu Hause waren und was diese wann gemacht haben.Geschützte Rückzugsräume sterben aus. Doch gewöhnen wir uns erst einmal an allgegenwärtige Überwachung, droht unsere Gesellschaft angepasst, gleichförmig und ärmer zu werden. Und wir verlieren das Vertrauen. In unsere Mitmenschen und vor allem in uns selbst. Wer eine Misstrauensgesellschaft nicht lebenswert findet, sollte jetzt aktiv werden – und gerne in der eigenen Wohnung damit beginnen.