Strom aus regenerativen Energien: Trotz Windkraft mehr CO2 in der Luft [extern]
Die Landesregierung hat eingeräumt, dass mehr Strom aus regenerativen Energien – angesichts des Handels mitCO2-Zertifikaten – letztendlich keinen geringeren Ausstoß von Kohlendioxid bewirkt.
In der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des Piraten-Fraktionschefs Patrick Breyer schreibt das Energiewendeministerium von Robert Habeck (Grüne) von „dem Problem, dass ein zusätzlicher Ausbau der Erneuerbaren Energien bei gegebener EU-weiter Zertifikate-Menge keinen zusätzlichen Effekt auf die Minderung der CO2-Emissionen hat“.
Exakt dieses Argument bemüht auch immer wieder die Sprecherin des landesweiten Anti-Winkdraftbündnisses „Gegenwind-SH“, Susanne Kirchhof gegen die Ausbau-Pläne des Landes für mehr Rotoren.
Breyer hält die Antwort auf seine Anfrage für „ein bemerkenswertes Eingeständnis“. Schließlich würden „die Herren Albig und Habeck nicht müde, den Klimaschutz als Grund für einen schnellen Ausbau der Windenergie zu bemühen.“ Der Abgeordnete findet: „Unter dem jetzigen System ist das Klimaschutzargument eine Täuschung der Bürger.“ So lange eine Reform des Zertifikate-Handels auf sich warten lasse, „leistet eine schnelle Energiewende keinen Beitrag zum Klimaschutz. Man muss dann dem Bürger gegenüber ehrlich sein“.
„Gegenwind“-Sprecherin Kirchhof zeigt sich „erleichtert, dass diese Aussage jetzt auch aus dem Ministerium auf den Tisch kommt. „Es muss einfach mal ins öffentliche Bewusstsein dringen, dass mehr erneuerbare Energien bei den jetzigen Zertifikate-Regeln der Umwelt nichts bringen“, sagt sie. Eine CO2-Reduktion werde den Windkraft-Kritikern stets „als Totschlagargument entgegengehalten“, klagt Kirchhof.
Die Landesregierung bastelt derzeit an neuen Regionalplänen, die rund zwei Prozent der Landesfläche für Windkraft ausweisen sollen. Ziel ist es, bis 2030 dreimal mehr Strom aus erneuerbaren Energien zu erzeugen als Schleswig-Holstein selbst verbraucht. Das wären nach Zahlen von Minister Habeck rund 150 zusätzliche Mühlen mehr pro Jahr.
Das Energiewendeministerium unterstreicht in der Antwort auf die Breyer-Anfrage selbst die Notwendigkeit für eine Reform des Emissionshandels. Es verweist darauf, dass Verhandlungen auf EU-Ebene liefen. Für eine Reform sei ein ambitionierter Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Schließlich sei die Verfügbarkeit kostengünstiger Minderungsoptionen für CO2 eine Voraussetzung, um Emissions-Zertifikate zu verknappen.
Das Habeck-Ressort wünscht sich deshalb, „dass in anstehenden Reformen der Ausbau der Erneuerbaren auf hohem Niveau antizipiert wird, und dass bei stärkerem Ausbau Zertifikate stillgelegt werden“.
Erste Schritte in diese Richtung würden mit dem so genannten Backloading bereits umgesetzt. Damit ist gemeint, dass ein Teil freier Emissions-Zertifikate für einen begrenzten Zeitraum zurückgehalten wird.