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Gesprächsnotizen – Sexarbeiterinnen an der B206

Landtag

Gesprächsnotizen für Treffen mit Patrick Breyer, 29.10.2014, 9:00 Uhr, Raum 345:
Wichtig für jede Diskussion um Prostitution:

  • Nicht moralisch und/oder emotional diskutieren, sondern sachlich!
  • Sexarbeiterinnen in Gespräche einbeziehen

Situation:

  • Laut Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr in Schleswig-Holstein (LBV-SH), ist Prostitution in SH an allen Bundesstraßen untersagt. Die Prostituierten dort bekommen eine „Ordnungsverfügung“ und werden sie erneut angetroffen, irgendwo im Bundesland an einer Fernstraße, dann wird ein Bußgeld fällig. Das gilt auch für Wohnwagen.
  • Das Ganze könnte sich auch auf Landstraßen ausweiten – wenn sich die ersten Personen beschweren.
  • Die Situation an der B 206 war eskaliert, da sich „AnwohnerInnen“ beschwert haben.
  • Die Anfang September 2014 getroffenen Regelungen bezüglich der B 206 sind faktisch ein Berufsverbot für Frauen, die in Wohnwagen/„Lovemobilen“ gearbeitet haben. Die Situation verstößt gegen das Grundgesetz. Ohne rechtskräftige Urteile kann ihnen kein Recht zugesprochen werden. (Ina Hunecke)
  • Da es hier noch keine Beratungsstelle gibt, gibt es auch niemanden der/die sich für die Sexarbeiterinnen einsetzen kann.

Contra im Gespräch mit den Frauen an der B 206 (11.08.2014):

  • Wir haben vier Frauen angetroffen, die uns berichtet haben, dass dort insgesamt acht Prostituierte tätig sind (laut LBV-SH sind es 12).
  • Sie warten an den Rastplätzen, auf der Strecke von Bad Segeberg nach Bad Bramstedt, alleine oder zu zweit.
  • Sie kommen aus Bulgarien und Rumänien, sind alle etwa 25-35 Jahre alt.
  • Sie arbeiten dort bereits seit einigen Monaten, zwei seit einem Jahr (eigene Angaben)
  • Strich besteht mind. seit Dezember 2013 (da das erste Mal in einem Freierforum erwähnt)
  • Zum Arbeitsplatz kommen sie mit einem Sammel-Bus oder Taxi.
  • Die Frauen sind mit ihrem Arbeitsplatz zufrieden, haben eine Beratungsstelle aber mit Nachdruck begrüßt, vor allem da sie nicht wissen, wie sie sich rechtlich absichern können und welche Pflichten sie haben > wollen rechtlich abgesichert arbeiten.
  • Frauen meinten, sie würden sich ja gern an die Regeln halten, wenn sie denn wüssten, welche das sind und was sie machen können, um diese einzuhalten. „Ich stehe hier seit einem Jahr, jetzt war ich einen Monat im Urlaub, komme zurück und es ist Revolution hier.“
  • Selbst gewählter Arbeitsort, bevorzugen ihn vor Bordellen oder bordellartigen Betrieben, in denen sie Abgaben zu leisten haben.
  • Sie führen am Kunden im angrenzenden Waldstück sexuelle Dienstleistungen durch oder in deren Autos, auf einem nahe gelegenen Parkplatz.
  • Es gibt offensichtlich eine Nachfrage für das Angebot, sonst würde es sich nicht für die Frauen lohnen, dort weiterhin zu stehen.
  • Frauen haben die Hygiene nicht bemängelt > deutsche Sichtweise!
  • Problem: Situation in der Heimat, nicht die Prostitution in Deutschland

Zu den Angaben in der Petition:

  • Frauen aus den umliegenden Dörfern werden beschimpft oder angepöbelt!“ und „Autofahrer, Touristen oder Kunden von Möbel Kraft können nicht mehr “normal” parken oder rasten ohne dass Sie von den Prostituierten belästigt oder genötigt werden.“ (S. 6). Wir haben sie wenn überhaupt als abweisend/nicht interessiert erlebt, aber nicht als unfreundlich, pampig oder sogar bedrohend. Sie waren offen, freundlich, nett, keine Frau hat uns angepöbelt
  • Die potentiellen Kunden haben uns nicht angesprochen, sondern sind an den Frauen vorbei gefahren und haben ihnen Zeichen gegeben. Wir waren denen völlig egal. Wenn wir die Frauen nicht angesprochen hätten, hätten sie uns ignoriert.
  • Es liege Kot im Wald > heuchlerisches Argument, warum gehen die Menschen dort mit ihren Hunden spazieren? (Naturschutz ist einzuhalten, also Toiletten errichten)
  • Forderung eines Sperrgebietes: das bedeutet Verdrängung und damit Verlagerung der Prostitution in ein anderes Gebiet. Es ist keine Lösung (bspl. Dortmund)

Zur Ordnungsverfügung:

  • suggeriert, dass eine Genehmigung beantragt und erteilt werden kann, was aber de facto nicht möglich ist.
  • S. 3 oberster Absatz: „Außerdem wird durch die von Ihnen ausgeübte Sondernutzung die eigentliche Nutzungsmöglichkeit des Rastplatzes beeinträchtigt, da die eigentlichen Nutzer des Rastplatzes diesen meiden.“ > nicht belegbar!

Was nun?

  • Runder Tisch ist hier und bei weiteren Problemstellungen dieser Art eine großartige Idee, auch für andere Aspekte die Sexarbeit betreffend, die immer wieder diskutiert werden
  • eine Fachberatungsstelle für Sexarbeiterinnen in SH muss errichtet werden, um in Situationen wie diesen als vermittelnde Instanz tätig sein zu können, um die Interessen der Sexarbeiterinnen adäquat vertreten zu können, wenn sonst schon niemand mit ihnen spricht. Die Finanzierung hierfür muss gesichert werden.
  • Idee von Sexnord (führendem Werbeportal für sexuelle Dienstleistungen in SH), Olaf König: Gelder für Verrichtungsboxen akquirieren

 
Außerdem
Kleinen Anfrage von Frau Rathje Hoffmann, CDU, vom 29.09.2014, Drucksache 18/2275: Die Zahl wird höher sein, 2.800 bis 5.600.
Die Fachstelle contra braucht dringend die Unterstützung der Politik, ihre Förderung muss angepasst werden, auf den bestehenden Bedarf. (Personal und Raummiete)

Kommentare

1 Kommentar
  • Bibo

    Aber der Dreck kommt von ganz vielen Lkw Fahrer die dort in den Wald scheißen nicht die Frauen und die Kondome die da liegen haben die Anwohner dort hin geschmissen ich wohne ganz in der Nähe und habe es bei einigen Gesprächen mit bekommen und fahre selbst oft zu den Damen die Anwohner sollen sich lieber um andere Sachen kümmern

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