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Wird in Deutschland hauptsächlich Politik für Rentner gemacht?

Allgemein

Wird in einer alternden Gesellschaft wie Deutschland Politik vor allem für Rentner gemacht? Wo bleiben die Interessen der Jüngeren? Hier einige Fakten zu dieser Debatte:

  • Schon heute ist jeder dritte Wahlberechtigte 60 Jahre oder älter. Dagegen stellten Wählerinnen und Wähler bis 30 Jahre bei der Bundestagswahl 2009 lediglich rund 16,4 Prozent des Elektorats dar. (Quelle)
  • Eine alternde Gesellschaft lässt eine höhere Zufriedenheit und Gelassenheit erwarten. Andererseits lässt sich vermuten, dass Seniorengesellschaften eine eher fortschrittsskeptische, gar veränderungsverweigernde Haltung einnehmen. (Quelle)
  • Der Sozialwissenschaftler Harald Wilkoszewski lieferte erstmals einen Nachweis über einen vorhandenen Alterseffekt. Dieser besagt, dass mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit sinkt, sozialpolitische Maßnahmen für gut zu erachten, die nicht die eigene Altersgruppe und die originären Eigeninteressen betreffen. Je älter die Person ist, zudem kinderlos, desto geringer ist die Bereitschaft, beispielsweise den Ausbau der Kinderbetreuung politisch mitzutragen. (Quelle)
  • Mit dem Interessenbewusstsein der Rentenempfänger scheint deren Bereitschaft zugenommen zu haben, auch jahrzehntelang gewählten Parteien die Unterstützung zu entziehen, wenn sie tiefe Einschnitte in bestehende Ansprüche befürworten. (Quelle)
  • Dabei ist die Altersarmut in Deutschland prozentual gesehen im EU-weiten Vergleich relativ gering. Ob und wie stark sie zunehmen wird, ist heute noch unklar. (Quelle)
  • Insbesondere die Volksparteien neigen zu einer seniorenfreundlichen Politik, welche die Gruppe der Älteren hinsichtlich finanzieller Sanierungsmaßnahmen verschont, um die wahlpolitische Macht einer numerisch wachsenden Wählerschicht nicht gegen sich aufzubringen.(Quelle)
  • In CDU und SPD stellen mittlerweile Mitglieder über 60 Jahre die Mehrheit, unter 30-Jährige stellen in beiden Parteien nicht einmal mehr acht Prozent. (Quelle)
  • Die der älteren Wählerschaft zugeschriebenen Altersmerkmale versuchen sich die Unionsparteien als strategischen Vorteil zunutze zu machen, indem sie etwa die innere Sicherheit oder die Sicherung der Rente als wahlpolitische Themen bedienen oder einem gesellschaftlichen (Werte-)Wandel skeptisch gegenüberstehen. (Quelle)
  • Tatsächlich gab es in der Geschichte der Bundesrepublik eine Präferenz der über 60-Jährigen für die Unionsparteien und die FDP: Das bürgerliche Lager gewann stets die Mehrheit der Zweitstimmen der über 60-jährigen Wählerinnen und Wähler. (Quelle)

Als Zwischenergebnis lässt sich festhalten, dass CDU/CSU und SPD zu einer seniorenfreundlichen Politik neigen, welche Sicherheit betont und die Gruppe der Älteren hinsichtlich finanzieller Sanierungsmaßnahmen verschont.

Altersarmut in Deutschland

Zur Begründung dieser Politik wird oft die Gefahr von Altersarmut genannt. Doch was ist dran an diesem Argument?
Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60% des Durchschnittseinkommens bezieht. Daran gemessen, liegt die Armutsgefährdungsquote der über 65-jährigen bei 12,3% und die Armutsgefährdungsquote der Rentner und Pensionäre bei 12,6%. Im Vergleich dazu sind armutsgefährdet…

  • 14,5% aller Menschen in Deutschland (Durchschnitt)
  • 18% der Kinder und Jugendlichen (bis 18 Jahre)
  • 23% der 18-24-jährigen
  • 23% der kinderreichen Familien (ab drei Kinder)
  • 24% der alleine Lebenden
  • 26% der Menschen mit Migrationshintergrund und 32% der Nichtdeutschen
  • 35% der Niedrigqualifizierten
  • 39% der Alleinerziehenden
  • 54% der Erwerbslosen

Quelle
Im Ergebnis ist festzuhalten, dass Rentner und Pensionäre in Deutschland unterdurchschnittlich armutsgefährdet sind. Eine überdurchschnittliche Armutsgefahr besteht für junge Menschen, Kinderreiche und Alleinerziehende, Nichtdeutsche, Niedrigqualifizierte und Arbeitslose. Ein strukturelles Problem stellt vor diesem Hintergrund dar, dass mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit sinkt, sozialpolitische Maßnahmen für gut zu erachten, die nicht die eigene Altersgruppe und die originären Eigeninteressen betreffen.

Kommentare

2 Kommentare
  • Paule_s

    Nu ja, so funktioniert Mediendemokratie!
    Jeder Zeigt mit dem Finger auf andere, anstatt gemeinsam für etwas zu sein!
    Bestes Beispiel: Harz4 Empfänger sind eine der Gruppen, die medial gelyncht wurden, in der Folge scheint es niemanden klar zu sein, dass jeder ohne Selbstverschulden ein Kunde des Job-Centers werden kann!
    Durch das von der SPD erfundene und durch die Unionsparteien verschärfte Harz4 Gesetz wird massiv auf die Lohnentwicklung Einfluss genommen, und in der Folge füllen sich die Sozial- und Finanzkassen langst nicht mehr so gut.
    Ich sehe dies alles als ein Kamikaze Gesetz an, und der einzige Begünstigte ist das Kapital!

  • Anonym

    Den Leuten vor der Haustür auflauern ist eine Frechheit, ihr assis

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