Change language: Deutsch
Teilen:

Frei.Wild-Diskussion: Piraten gegen Indizierung

Freiheit, Demokratie und Transparenz Landtag

Aus Anlass der aktuellen Diskussion um Texte der umstrittenen Band Frei.Wild haben wir auf eine Presseanfrage folgende Stellungnahme abgegeben:

Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) greift in das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung ein und setzt Medien auf den Index (= verbietet sie), wenn sie
a) gegen das Strafgesetzbuch (StGB) verstoßen (Volksverhetzung, Anleitung zu Straftaten, Gewaltverherrlichung/-harmlosung, Rassenhass, Pornographie, Kriegsverherrlichung),
b) anderweitig als „jugendgefährdend“ (JuSchG) eingestuft werden, also „die Entwicklung von Kindern oder Jugendlichen oder ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“ gefährden, indem sie „unsittlich sind, verrohend wirken, oder zu Gewalttätigkeit, Verbrechen oder Rassenhass anreizen“.
Ein Verbot nach a) erfolgt automatisch, sobald ein entsprechendes Urteil erwirkt wurde.
Ein Verbot nach b) erfolgt auf Prüfung durch die BPjM hin, die aufgrund einer entsprechenden Anzeige durch eine dazu autorisierte Einrichtung (Behörden, Jugendämter u.ä) erfolgt.
Die Indizierung strafbarer Medien unterstützen wir. Ob ein Straftatbestand verwirklicht ist, prüft die Justiz in politischer Unabhängigkeit. Ein Verbot nach a) könnten wir nachvollziehen, da auch wir finden, dass die Band „Frei.Wild“ Gewalt und Krieg verherrlicht und verharmlost sowie zu Rassenhass und zu Straftaten auffordert.
Ein Verbot nach b) würden wir nicht unterstützen, da wir das Konzept „jugendgefährdender Medien“ grundsätzlich ablehnen.
PIRATEN wollen nicht aus subjektiver politischer Willkür verbieten, sondern nur nach einschlägigen und für alle geltenden Gesetzen. Grundsätzlich sind wir zunächst auch dagegen, für Jugendliche zu verbieten, was für Volljährige erlaubt ist. Die JuPis etwa schlagen vor, die BPjM konsequenterweise in ihren Aufgaben und Befugnissen einzuschränken bzw. teilweise abschaffen:
https://junge-piraten.de/themen/jugend/jugendschutz-medienzensur/
Jedenfalls wollen wir auch nicht, dass Die Ärzte verboten werden oder jede zweite Punkband, nur weil sie über Gewalt singen. Gleiches gilt für die Berichterstattung aus Krisengebieten – mit dem Konzept „jugendgefährdender Medien“ ist solch einer Praxis allerdings Tür und Tor geöffnet: Die erste indizierte Schrift war 1948 eine Ausgabe der harmlosen Comicserie ‘Der kleine Sheriff’.
Wir kämpfen für Kunstfreiheit und freie Meinungsäußerung. Wenn jemand dabei zu weit geht, muss er nach StGB bestraft werden – eine sekundäre Kriminalisierung von Jugendlichen, die im Besitz entsprechender Medien sind, ist für uns jedoch nicht wünschenswert.
Dies ist im Übrigen genau das, was Bands wie ‘Frei.Wild’ und ‘Die Böhsen Onkelz’ durch ihr provozierendes Auftreten erreichen wollen: Ihren Coolness-Faktor durch Subversivität erhöhen. Aus unserer Sicht spielen platte Rufe nach Verboten auf zivilrechtlichem Wege dem nur in die Hände.
Wir wollen Jugendliche nicht schützen, indem wir rechtes Gedankengut vor ihnen verbergen, sondern indem sie sich damit in freiwilliger Auseinandersetzung konfrontieren und daran ihre demokratischen Überzeugungen entwickeln können. Denn Demokratie lebt nicht durch Verbote, sondern vor allem durch Freiheiten und Rechte. Auch für Jugendliche.
Was konkret die Band Frei.Wild angeht, sind in der Tat in verschiedenen Liedtexten rechtes Gedankengut und rechte Werte wie Nationalstolz und Patriotismus zu finden. Teilweise wird ein massentauglicher, latent völkischer Nationalismus verbreitet. Solches Gedankengut ist eine Gefahr für Kernziele der PIRATEN wie Freiheit, Selbstbestimmung, Toleranz und Demokratie.
Nun aber konkret zu Ihren Fragen:
1. Wie bewerten Sie die oben aufgelisteten Liedtexte der Band „Frei.Wild“ – sind sie jugendgefährdend und müssten sie daher von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert werden?
Wir glauben nicht an das Konzept “Jugendgefährdender Medien” und lehnen es als Bevormundung Jugendlicher ab. Auch Jugendliche können sich eine eigene Meinung zu rechtem und nationalistischem Gedankengut bilden.
2. Halten Sie manche der oben aufgelisteten Liedtexte der Band „Frei.Wild“ sogar – über eine Indizierung hinaus (die den Verkauf an Personen unter 18 Jahren verbietet) – für justiziabel und verbotswürdig?
Die juristische Bewertung nehmen die zuständigen Stellen in politischer Unabhängigkeit vor.
3. Wie bewerten Sie es, dass noch keine Behörde oder Institution Ihres Bundeslandes bisher einen Antrag oder eine Anregung zur Indizierung der oben genannten Liedtexte der Band „Frei.Wild“ an die BPjM gerichtet hat?
Die Institutionen, die eine solche Anregung an die BPjM richten können, sind zahlreich. Die Gründe, warum dies bislang unterlassen wurde, sind uns nicht bekannt. Vielleicht sind sie teilweise ähnlich wie unsere Gründe, aber dazu erübrigt sich weitere Spekulation.
4. Werden Sie sich – nachdem Sie nun Texte der Band „Frei.Wild“ kennen – dafür einsetzen, dass eine schnellstmögliche Überprüfung durch die BPjM stattfindet? Falls „Ja“: Wie und wann werden Sie sich dafür einsetzen?
Nein.
5. Wie bewerten Sie es, dass Städte teilweise stadteigene Hallen für Konzerte von „Frei.Wild“ zur Verfügung stellen, so dass die Band vor zigtausend Leuten spielen kann (wobei viele Fans im jugendlichen und heranwachsenden Alter sind)?
Wir sind politisch dagegen. Juristisch muss dies jeweils ein Gericht entscheiden. Eine Einordnung als „jugendgefährdend“ halten wir dabei nicht für zielführend, sondern eher für hinderlich.

Unsere Stellungnahme bezog sich auf bestimmte Liedtexte der Band “Frei.Wild”, unter anderem “Feinde deiner Feinde” (2012), “Gutmenschen und Moralapostel” (2012), “Wir reiten in den Untergang” (2012), “Nennt es Zufall, nennt es Plan” (2012), “Unterwegs” (2009), “Mein Leben, meine Geschichte, meine Lehre” (2008) und “Rache muss sein” (2002). Um sich selbst ein Bild zu machen, kann man die Texte hier nachlesen. Von dem Text “Rache muss sein” hat sich “Frei.Wild”-Frontmann Philipp Burger zwischenzeitlich selbst distanziert. Eine Altersindizierung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien wird inzwischen geprüft – wir lehnen dieses Verfahren ab.

Kommentare

9 Kommentare
  • Anonym

    Ihr seid doch so bekloppt ,ihr Volltrottel ! Wenn ihr sonst keine anderen Probleme habt !?
    Wie könnte ich jemals so eine scheiß Partei wähle !!!!! 🙁

  • Stephan

    Schlagzeile groß, Hirn zu klein
    Frei.Wild ist weder Rechts noch Jugendgefährdend, meint ihr als Trittbrettfahrer bekommt so mehr Stimmen?

  • Sandra Liebe

    Ihr kennt die Texte von frei.Wild? Wirklich??? Frei.Wild sind Südtiroler und in Italien eine Minderheit, natürlich singen die dann das Italien sie nicht verdrehen kann und ganz genau darum geht es. Südtirol wird von den Italienern ausgegrenzt, bevormundet und man verbietet ihnen Südtiroler zu sein! Straßennamen werden einfach geändert ohne das jemand gefragt wird, sie müssen sich schämen. Frei.Wild ist in keinster weise rassistisch oder ein Nazi. Patriotismus ist was anderes als Naziolismus! Da ist ein ganz großer und deutlicher unterschied. Ich habe euch gewählt weil ich annahm das ihr nicht auf den Medienzug aufspringen würdet und leider habe ich mich getäuscht. Frei.Wild singt auch darum das jeder Arbeiten gehen soll, von träumen die man sich verwirklichen kann wenn man nicht stehen bleibt, von dingen die jeder schon einmal erlebt hat und entweder war es gut oder schlecht, von freundschaft und familie, sie singen von Geburten und Sterbefällen..und das alles sind gute dinge. Ich bin wahrlich kein Nazi aber ich höre Frei.Wild und ich bin auch der Meinung das meine Freunde und meine Familie mir wichtig ist, ich gehe Arbeiten weil ich mir davon meine Träume erfüllen kann und ich habe auch schon die Freude über ein Kind erleben dürfen und genauso die Trauer über jemanden der gestorben ist. Also Fazit: An Frei.Wild ist nicht alles schlecht aber es wird dazu gemacht ohne den Rest der Songs zu kennen. Mit freundlichen Grüssen

    • Patrick Breyer

      Liebe Sandra,
      danke für dein Feedback!
      Wir bemühen uns sehr um eine differenzierte Beurteilung. Unsere Kritik lautet, “in verschiedenen Liedtexten” sei rechtes Gedankengut zu finden, “teilweise” werde Nationalismus verbreitet. Die Liedtexte, auf die sich unsere Einschätzung bezieht, sind unter dem Artikel genannt und nachzulesen.
      Damit ist nicht gesagt, dass für andere Texte dasselbe gälte oder dass die Band insgesamt – oder gar ihre Fans – rechtsextrem wären. Die Musik wird verbreitet als “Grauzonenmusik” eingeordnet.
      Was den Umgang mit den teils inakzeptablen Texten angeht, lehnen wir eine Altersindizierung klar ab und befürworten ein Verbot nur, wenn ein Gericht Volksverhetzung, Anleitung zu Straftaten oder ähnliches feststellt. Wir wollen Menschen nicht schützen, indem wir rechtes Gedankengut vor ihnen verbergen, sondern indem sie sich damit in freiwilliger Auseinandersetzung konfrontieren und daran ihre demokratischen Überzeugungen entwickeln können.
      Du siehst, dass wir mit dieser Position nicht auf den “Medienzug” aufspringen, der eine Altersindizierung ohne richterliche Verurteilung fordert.
      Ich hoffe, ich konnte deine Bedenken etwas entkräften. Wir können gerne bei Gelegenheit mal darüber sprechen, wenn du möchtest (siehe Kontakt).

  • Thomas

    Jetzt springen die dummen Piraten auch noch auf diesen Zug auf ! Habt ihr sonst keine andere Möglichkeit in den Bundestag einzuziehen ?! Ich kann einfach nicht begreifen was ihr immer auf einer kleinen, großen Band aus Südtirol herumhacken müßt !! Meine Fresse ist das armselig !! Ich kann meiner Vorrednerin nur recht geben, befaßt euch mal besser mit den Dingen und rechechiert selber ,als nur immer von Anderen abzuschreiben. Alles was in Deutschland aus der Reihe tanzt wird bekämpft ! Ihr wollt also wieder eine Diktatur, so sieht es zumindest aus. Noch ist Demokratie und Gott sei’s gedankt und nicht euch !

  • ugath

    “Gewalt verherrlichen und verharmlosen sowie zu Straftaten auffordern.” passt zu den Piraten (insbesondere den Berlinern), aber sicher nicht zu Frei.Wild!
    Ihr seid echt nichts als armselige, lächerliche Trittbrettfahrer! Ich schäme mich mittlerweile dafür, selbst 4 Jahre bei den Piraten gewesen zu sein!

    • Patrick Breyer

      Hallo,
      hast du die verlinkten Texte gelesen?
      „Jetzt liegst du am Boden
      Liegst in deinem Blut
      Das Blut auf meinen Fäusten
      Ich find das steht mir gut

      Wirst es jetzt wohl merken
      Zu dritt auf einen geht man nicht
      Ich fang an zu lachen, (jahaha)
      Seh dein entstelltes Gesicht
      (Seh dein entstelltes Gesicht, Jaaaah)
      Denn heut verhaute ich dich
      Schlug dir mein Knie in deine Fresse rein
      Heut vermöbelte ich dich
      Zähne sind gefallen durch mich
      Und ich trat dir in deine Rippen
      Schlug mit dem Ellbogen auf dich ein
      Hab’s gerne gemacht mein Freundchen
      Denn Rache muss sein, die muss sein.

      Ich fang an zu lachen, (jahaha)
      Seh dein entstelltes Gesicht“
      Hier werden Gewalt und Selbstjustiz verherrlicht und verharmlost.

      • ugath

        Ich kenne die Texte von Frei.Wild sehr gut. Du hast hier einen uralten Song aufgeführt, der wirklich nicht OK ist. Aus diesem Grund wird Dieser Eine Song auch nirgends mehr gespielt und Frei.Wild distanzieren sich davon. Gut, sollen sie diesen einen Song indizieren, dann hätte Frei.Wild Einen Song auf dem Index, der eh Müll ist.
        Aber was ist mit dem Schundersong, der Ärzte? Gleiches Thema, gleiche Art “Immer mitten in die Fresse rein!”, aber die Ärtzte sind für Euch ja ganz lieb, trotz oder gerade wegen ihrer indizierten Songs? Die haben ja auch keine diskriminierende Songs, oder? Was ist mit “Elke”?
        Toten Hosen: “Hier kommt Alex” ist ja völlig Gewaltfrei und “ülüsü” ist nicht ausländerfeindlich? Wo wir gerade bei den Hosen sind: “Jeder Mensch der liebt nun mal, stolz sein Heimatland…” (Altbierlied) oder “1000 Gute Gründe” und Ihr kackt Frei.Wild wegen Stolz und Heimatliebe im Lied “Südtirol” an?
        So und jetzt erlkläre mir nochmal die Sache mit:
        “Gewalt und Krieg verherrlicht und verharmlost sowie zu Rassenhass und zu Straftaten auffordert.”!
        Und dann solltet Ihr euch mal das hier durchlesen, damit Ihr mal wisst von dieser ganzen Hetze, durch Grüne, Linke und Euch kommen kann:
        https://www.facebook.com/ferdy.doernberg/posts/10201802494096753
        Denkt mal drüber nach!

  • imhobiler

    Mir scheint es, als hätten wirklich alle Erdenbewohner den Jugendschutz falsch verstanden. Stehe ich mit meiner Idee, daß gerade die Regelungen, die normalerweise dazu gedacht sind, seelische Folgeschäden zu verhindern, umgebaut wurden, um die Wirkungen von schädlichen Inhalten an zahlreichen Probanden in einer Studie zu dokumentieren, wirklich alleine da?
    Ich weiß noch, daß ich als Kleinkind Dr. Phibes angeschaut habe. Ich konnte zwei Monate nicht gut einschlafen.
    Und das war nur ein Film. Was meint ihr, richten dann im Lauf der Jahre 15000 Filme an?
    Da wird man psychisch krank, pervers und bekloppt davon, von solchen Inhalten.
    Und man darf ja noch nicht mal äußern, daß der Nazi an sich schon ein Schundcharakter ist. Läuft rum und schießt auf alles, was sich bewegt, wie der Gegner im Ego-Shooter. Der Nationalsozialismus ist eine Schwachsinnsideologie und Nazis sind psychokranke Idioten, aber ist nicht das eigentliche Problem, daß man dann hinterher ganz normale Leute wie z.B. Nachbarn so einschätzt und Angst bekommt? Und ist nicht der eigentliche Witz am Milgram-Experiment, daß noch keiner jemals durch Steckdosenstrom gestorben ist?
    Lest den ICD-10, lest die Unfall- und Todesstatistik und merkt, wie ihr euch dabei fühlt, wenn ihr alles glaubt.
    Neben der Notherberg ist noch die Kor-Tel-s-Hütte, da stand am Ortseingang ein Telefonhäusle, dort steht ihr mit eurem CodOn-Abi auf der Leitung und wartet, bis der Notgroschen fällt. Denn Gemeinsam geht mehr daneben. Oui Telekom. Und Coronet stellt Netze her
    und Sallafisten sind wohl irgendein Fistelsalat.
    Ist das das peinliche Vermächtnis unserer Ahnen?

Schreibe einen Kommentar zu Patrick Breyer Antworten abbrechen

Alle Angaben sind freiwillig. Die Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.