Sicherheitsrisiko: Europäisches Parlament erlaubt Abstimmungen per E-Mail
Zu dem von dem Präsidium des Europäischen Parlaments beschlossenen Email Abstimmungsverfahren kommentiert der Europaabgeordnete der Piratenpartei Patrick Breyer:
"Wie sich aus dem anhängenden Beschluss des Europäischen Parlaments ergibt sollen die Europaabgeordneten wegen des Coronavirus ab dieser Woche per E-Mail über Gesetzesvorlagen abstimmen können. Ihre eingescannte Unterschrift soll als Nachweis des Absenders ausreichen. Ein so manipulationsanfälliges Verfahren setzt das Vertrauen in die Integrität von wichtigen Abstimmungen aufs Spiel. Das Verfahren birgt die Gefahr der Manipulation durch Hacker. Die Abgeordneten können E-Mails meist über mehrere Geräte versenden, und ihre Mitarbeiter haben normalerweise ebenfalls Zugriff auf ihre Mailbox. Es ist leicht, die Unterschrift eines Abgeordneten zu bekommen und sie einzuscannen. Mächtige Organisationen wie der russische Geheimdienst könnten durchaus ein großes Interesse an der Manipulation knapper Abstimmungen haben. Der Bundestag ist in der Vergangenheit bereits gehackt worden. Selbst wenn die Abstimmungsergebnisse veröffentlicht werden (namentliche Abstimmungen), ist zweifelhaft, ob jedes Mitglied jede Abstimmung überprüfen und Manipulationen bemerken würde. Nachprüfbar wäre dies ohnehin kaum. Das E-Mail-Verfahren birgt auch das Risiko, dass persönlich gewählte und hoch bezahlte Abgeordnete des Europäischen Parlaments wissentlich anderen erlauben könnten, an ihrer Stelle abzustimmen." Da es praktikable und erprobte Alternativen gibt, sollte das jetzt hastig eingeführte unsichere Verfahren schnellstmöglich fallen gelassen und abgelöst werden. Denkbare Alternativen sind: a) Brief-Abstimmung per Post entsprechend der bewährten Briefwahl b) Stimmabgabe in den Büros des Europäischen Parlaments in den Mitgliedstaaten c) ein Verfahren ähnlich dem POSTIDENT-Videochat, bei dem der Abgeordnete sich vor einer Webcam in einem Live-Video-Stream identifizieren und seinen Stimmzettel vor die Kamera halten würde."
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