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„Gorch Fock“ zu teuer? Bund der Steuerzahler fordert Neubau – LN – Lübecker Nachrichten [extern]

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Kiel. Erste Stimmen fordern jetzt allerdings auch einen völligen Verzicht auf ein Segelschulschiff.
15 Monate lang soll die „Gorch Fock“ in der Werft liegen, so müssen alle drei Masten ersetzt werden. Die alten sind verrostet. „Dabei ist die jüngste Millionenreparatur gerade mal zwei Jahre her“, sagte Schleswig-Holsteins Steuerzahler-Präsident Aloys Altmann bei der Vorlage des Schwarzbuches der Steuerverschwendungsfälle in Kiel. Die „Gorch Fock“ sei darin Dauergast. Das wenig kleinere private Segelschulschiff „Alexander von Humboldt II“ sei 2011 für nur 15 Millionen Euro neu gebaut worden. Dass die Bundesmarine die „Gorch Fock“ als Aushängeschild brauche, will Altmann nicht in Zweifel ziehen – der Kieler Landtag ist sogar Pate.
Das sieht aber zum Beispiel der Landtagsabgeordnete der Piraten, Patrick Breyer, ganz anders. Es sei mehr als fraglich, ob ein Segelschulschiff überhaupt noch für eine moderne seemännische Ausbildung tauge, sagt Breyer. Nach seinem Eindruck gehe es „nur noch um Traditionspflege, und die muss dringend infrage gestellt werden“. Michael Schulze von Glaser, Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft DFG-VK, hält ein Kriegsschiff ganz generell für ungeeignet, Symbol eines Landes zu sein. Auf einen Neubau müsse daher verzichtet und die alte „Gorch Fock“ als Denkmal nach Kiel oder Lübeck in den Hafen gelegt werden. „Man sollte eine Ausstellung darauf zeigen, die über die deutsche Marinegeschichte informiert, gerade auch über die dunkle in der Zeit der Weltkriege.“
Zum Thema: Gorch Fock fällt länger aus als erwartet
Matthias Faermann, Fregattenkapitän a.D. und Sprecher des Deutschen Marinebundes, hält dagegen. Seemannschaft und den Umgang mit den Naturgewalten könnten Kadetten nirgendwo so gut lernen wie auf einem Segelschulschiff. Er sei selbst auf der „Gorch Fock“ gefahren, wäre jetzt für einen Neubau. Der alte Segler solle als Museumsschiff in Kiel bleiben.
Umfrage zur Gorch Fock
Rückendeckung kommt aus der Politik. Die „Gorch Fock“ sei „ein Markenzeichen für Schleswig-Holstein und Botschafter für Deutschland in der Welt“, sagt CDU-Fraktionschef Daniel Günther. SPD-Wirtschaftsminister Reinhard Meyer betont den Wert des Schiffes „als touristischer Anziehungspunkt für Kiel und Schleswig-Holstein“.
Derweil monieren die Steuerzahler noch weitere Fälle von Steuerverschwendung: Werbefilme der Landesregierung zum Beispiel oder die zu teure Flüchtlingsunterbringung in Lübeck.
Von Wolfram Hammer
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